Findet Nemo (Originaltitel: Finding Nemo) ist ein US-amerikanischer Animationsfilm der Pixar Animation Studios aus dem Jahr 2003, der durch Walt Disney und Buena Vista vertrieben wurde. Es ist der fünfte abendfüllende Pixar-Spielfilm.
Der Film lief am 30. Mai 2003 in den Vereinigten Staaten und Kanada in den Kinos an und spielte am Eröffnungswochenende mit etwa 70 Millionen US-Dollar das zum damaligen Zeitpunkt beste Einspielergebnis eines Animationsfilms ein. In Deutschland startete der Film am 20. November 2003. Findet Nemo erschien am 4. November 2003 als Doppel-DVD in den USA und in Kanada und avancierte mit 28 Millionen Kopien zur bestverkauften DVD dieses Jahrgangs.
Inhalt
Der Film erzählt die Geschichte des kleinen Clownfischs Nemo im Pazifischen Ozean nahe Australien, dessen durch den frühen Tod von Nemos Mutter verängstigter, aber liebevoller Vater Marlin ihn so sehr zu schützen versucht, dass er ihn schließlich verliert. Nemo wird gefangen und Vater Marlin bricht in den weiten Ozean auf, um seinen Sohn zu finden. Dabei erlebt Marlin allerlei Abenteuer, die ihn schließlich zu einem mutigen Helden machen. Im Kampf um Nemo wächst er über sich hinaus. Dabei steht ihm eine unter Amnesie leidende Zufalls-Fischbekanntschaft, die Palettendoktorfisch-Dame Dorie, zur Seite. Auf der Suche nach Nemo trifft das Duo auf vegetarische Haie, alte Schildkröten, Quallen, vorlaute Möwen, düstere Tiefsee-Anglerfische, hilfreiche Pelikane und Krebse.
Handlung
Das Clownfischpaar Marlin und Cora ist überglücklich. Sie haben ein Quartier in einer Symbioseanemone gefunden, in dem sie ihre Jungen großziehen können. Doch das Glück wird von einem Barracuda jäh unterbrochen. Er verschlingt Cora und fast das gesamte Gelege. Nur ein Ei, darin Nemo, bleibt unversehrt. An seinem ersten Schultag bricht Nemo zusammen mit seinem Vater Marlin zur Schule auf. Dem Vater fällt es schwer, den Sohn ziehen zu lassen. Kaum ist die Fischschar samt Lehrer aufgebrochen, erfährt Marlin, dass sie zum Abhang des Korallenriffs schwimmen wollen, was er für viel zu gefährlich hält. Er schwimmt hinterher und findet Nemo schließlich abseits der Schulklasse, als er mit seinen neuen Freunden neugierig ein auf dem Meer schwimmendes Boot bewundert. Als eine Art Mutprobe überbieten sich die jungen Fische gegenseitig darin, dem Boot immer näher zu kommen. Marlin und Nemo geraten in einen Streit, und Nemo schwimmt wütend auf das Boot zu. Er berührt es trotzig und wird plötzlich von einem Taucher gefangen, der im Boot verschwindet und mit Nemo davonfährt. Marlin versucht panisch, dem Boot nachzuschwimmen, doch schon bald verliert er es aus den Augen. Der verzweifelte Marlin trifft auf die unter einem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses leidende Dorie.
Als er sie loswerden will, werden die beiden von einem Hai namens Bruce abgefangen, der sie auf eine Party einlädt. Dort erfährt Marlin, dass Bruce und die Haie Hammer und Hart eine Art Vegetarier-Selbsthilfegruppe gegründet haben, in der sie ihre Neigung, andere Fische zu fressen, überwinden wollen. Mitten in diesem Treffen entdeckt Bruce seinen Appetit auf Fleisch wieder, weil er Blut gewittert hat. Nun hat er es auf Marlin und Dorie abgesehen, so dass die beiden panisch das Weite suchen. Während der Flucht entdeckt Marlin die Taucherbrille von Nemos Entführer, auf der die Adresse des Besitzers „P. Sherman, 42 Wallaby Way, Sydney“ vermerkt ist. Von nun an ist das Ziel klar, Marlin muss nach Sydney, wo sich Nemo aller Wahrscheinlichkeit nach aufhält. Beim Abtauchen nach der Brille sind Marlin und Dorie jedoch immer tiefer geschwommen, und plötzlich taucht ein großer Tiefsee-Anglerfisch auf, dem sie in einer erneuten Flucht entkommen. Die beiden erfahren von einem Fischschwarm, dass sie nach Sydney dem „OAS“, dem Ostaustralstrom, folgen müssen. Nemo hat währenddessen sein neues Zuhause erreicht. In der Praxis eines Zahnarztes ist er in einem Aquarium gelandet, wo er Freundschaft mit den anderen Fischen schließt. Bald erfahren sie, dass Nemo als Geschenk für Darla, die Nichte des Zahnarztes, gedacht ist, die als Fischmörderin gilt. Verzweifelt suchen die Aquariumbewohner nach einer Möglichkeit, Nemo vor seinem Schicksal zu retten. Der Halfterfisch Khan nimmt die Fluchtpläne zum Anlass, auch die anderen Bewohner retten zu wollen und erklärt Nemo, dass ihre einzige Chance darin bestehe, den Filter des Aquariums mit einem kleinen Steinchen zu blockieren, so dass das Aquarium verdreckt und der Zahnarzt sie alle in kleine Wasserbeutelchen packt. Dann sollen sie sich aus dem Fenster und über die Straße bis ins nahegelegene Meer rollen. Der erste Fluchtversuch scheitert, Nemo entgeht in der Röhre des Aquariumfilters nur knapp dem Tod. Beim zweiten Mal gelingt der Plan zunächst und das Aquarium verschmutzt zusehends.
Als die Fische aber am nächsten Morgen aufwachen, ist das Aquarium wieder sauber. Der Zahnarzt hatte in der Nacht ein Selbstreinigungssystem installiert und der Fluchtplan ist erneut gescheitert. Marlin und Dorie haben dagegen im Ozean Glück im Unglück. Sie kämpfen sich durch ein Feld gefährlicher Quallen, an dessen Ende sie direkt auf den OAS treffen, wo sie die Meeresschildkröte Crush aufnimmt. Mit ihrer Hilfe kommen sie mit der Meeresströmung gut voran und geraten kurz vor Sydney in das Innere eines großen Wals, der sie bis an die Küste bringt. Mit Hilfe des Pelikans Niels gelangen sie rechtzeitig in die Praxis des Zahnarztes, in der Nemo bereits aus dem Aquarium genommen wurde, um bald an Darla übergeben zu werden. Als Darla schließlich eintrifft, stellt sich Nemo tot, um ins Klo gespült zu werden, das ihn über die Abwasserleitung in die Freiheit gebracht hätte, aber der Zahnarzt will ihn im Müll entsorgen. In diesem Moment stürmt Pelikan Niels herein und versucht, Nemo zu retten. Marlin erblickt seinen sich tot stellenden Sohn und glaubt, alles sei umsonst gewesen. Der Arzt schafft es schließlich, Niels mit Marlin und Dorie im Schnabel aus dem Fenster zu scheuchen. In diesem Augenblick katapultiert sich Khan mit Hilfe des Aquarium-Vulkans aus dem Aquarium. Er landet auf dem Zahnarztbesteck und schafft es, Nemo mit einem Mundspiegel in das Spülbecken zu bugsieren. Nemo schwimmt den Abfluss hinab und ist letztlich gerettet, da alle Abflüsse im Meer enden. Khan wird vom Zahnarzt wieder in das Aquarium gesetzt. Zur gleichen Zeit setzt Pelikan Niels Marlin und Dorie wieder im Meer ab. Die Stimmung ist getrübt. Marlin trennt sich von Dorie. Er schwimmt mit einem Schwarm anderer Fische zurück in Richtung Heimat. Kurz darauf kommt Nemo aus einem Abflussrohr ins offene Meer, wo er auf Dorie trifft, die sich an Marlin nicht mehr zu erinnern scheint. Ahnungslos suchen die beiden nach Nemos Vater, doch durch Zufall liest Dorie das Wort „Sydney“ auf dem Abwasserrohr, und da fällt ihr alles wieder ein.
Sie erzählt Nemo aufgeregt, dass Marlin noch in der Nähe sein müsse, und tatsächlich gibt es kurz darauf ein Wiedersehen zwischen Marlin und Nemo. Aber die drei geraten in einen Fischschwarm, der geradewegs in ein Fischernetz schwimmt. Mit einer List können sich die Fische aus dem Netz befreien. Nemo hat dabei einen Schlag abbekommen und liegt reglos am Meeresboden. Für einen Moment denkt Marlin, er hätte seinen Sohn endgültig verloren, erkennt dann aber, dass Nemo lebt. Marlin, Nemo und Dorie schwimmen nach Hause zu ihrem Korallenriff. Marlin ist fortan nicht mehr so besorgt um Nemo, und dieser ist geduldiger mit seinem Vater. Am Ende des Films gelingt auch den anderen Fischen die Flucht aus dem Aquarium des Zahnarztes. Zwar gelangen sie ins Hafenbecken, allerdings kommen sie nicht aus ihren Plastiktüten heraus.
Produktionsgeschichte
Nach den erfolgreichen Pixarfilmen Toy Story und Monster AG sollte Findet Nemo das Ganze noch überbieten. Bereits dreieinhalb Jahre vor der Veröffentlichung des Films im Mai 2003 begann das Team mit ersten Storyentwürfen. Fast die Hälfte der gesamten Produktionszeit wurde dafür aufgewendet, die Geschichte bis ins kleinste Detail auszutüfteln und in einem animierten Story Reel immer weiter zu verfeinern. Dass die Handlung bei diesem Animationsfilm im Meer angelegt ist, stellte sich als eine bis dahin unbekannte CGI-Herausforderung heraus. John Lasseter, der Produzent des Films, wusste um diese Schwierigkeit und ordnete intensive Recherchen an. Er schickte seine gesamte Crew in den Tauchurlaub, um als Vorbereitung auf die Animationsarbeiten Video- und Fotomaterial im Riff zu sammeln. Des Weiteren reisten die Macher nach Sydney, denn die im Film vorkommende Stadt sollte sehr realitätsnah dargestellt werden, so dass der Zuschauer gleich mit ihr vertraut sein würde. Auf der Tagesordnung standen außerdem Museumsbesuche, um die dort ausgestellten Fischexemplare genauestens unter die Lupe zu nehmen. Zu weiteren Studien wurde außerdem im Studio in Kalifornien ein Aquarium mit allen im Film relevanten Zierfischen eingerichtet. So sollte vor allem die Bewegung, aber auch das Verhalten der Fische untersucht werden. Die ersten Gehversuche am Computer erwiesen sich jedoch als schwierig. Das Problem war die Unterwasserwelt mit ihrer eigenen Optik wirklichkeitsgetreu darzustellen, erste Sequenzen erinnerten eher an milchigen Nebel. Zufriedenstellende Ergebnisse wurden erst erreicht, als das Meer durch viele Details wie die im Wasser schwimmenden Partikel, zahlreiche Lichtüberlagerungen und die einzelnen Strömungen in seiner ganzen Komplexität nachempfunden wurde. Nun sahen die Sequenzen derart realistisch aus, dass der Look ein wenig zurückgefahren werden musste, um den Vorstellungen einer Fantasiewelt, die es bei aller Genauigkeit immer noch sein sollte, zu entsprechen. Um die verschiedenen Wasserkonsistenzen darzustellen, wurden im Film verschiedene Unterwasserfarben verwendet. Als Nemo zu seinem ersten Schultag aufbricht, ist das Wasser in einem kristallklarem Türkisgrün gehalten, das im weiteren Verlauf des Films immer dunkler wird. Die Farbe ändert sich von Schwarz über Blau immer mehr in das Hafengrün Sydneys, je weiter die Handlung voranschreitet. Eine weitere Herausforderung war die Darstellung der Fische. Wie wirken Fische mit Sprache, Emotionen und menschenähnlichen Gesten glaubhaft? Als optimale Lösung erwies sich ein Mittelweg. Die Charaktere erhielten einerseits sehr viel Augenbrauenmasse, mit der sie jede erdenkliche Emotion ausdrücken können, andererseits wurden erste Gehversuche, bei denen die Fische ihre Flossen so einsetzten wie Menschen, verworfen und auf das Notwendigste zurückgefahren. Die Crew stellte außerdem fest, dass sie mit seitlichen Augen nicht viel anfangen konnte und stattete stattdessen alle Figuren mit einer Augenpartie vorne aus. Neue Überlegungen mussten zudem in der Animation der Bewegungen angestrengt werden. Die Pixar-Schmiede hatte bereits langjährige Erfahrung mit zweibeinigen (Toy Story), insektenfüßigen (Das große Krabbeln) und monsterartigen (Monster AG) Charakteren, doch die seichte Bewegung von Fischen im schwerelosen Wasser erwies sich zunächst als schwierig. Erste Erfolge brachten Animationen, die vorhandenem Videomaterial exakt nachempfunden wurden. Das Konzept ging auf, doch durch die Perfektionierung der Handlung, die intensiven Recherchen und die unvorstellbare Detaildichte bei Fischen, Schauplätzen und Meerespflanzen wurde das 90 Millionen US-Dollar umfassende Budget um vier Millionen US-Dollar überzogen. Nicht eingehalten wurde auch der Starttermin, der ursprünglich für 2002 vorgesehen war.
Namensfindung der Charaktere
Bei der Produktion ihrer Filme bedienen sich die Pixar Studios zumeist verschiedener Anspielungen, so auch bei der Namensgebung ihrer Charaktere. So ist z. B. denkbar, dass der Name Nemo der Figur Kapitän Nemo aus Jules Vernes Roman 20.000 Meilen unter dem Meer nachempfunden ist. Möglich ist auch, dass der Clownfisch als Anemonenfisch durch das enthaltene „nemo“ sein eigenes Namensvorbild war. Sicher ist dagegen, dass Darla, die Nichte des Zahnarztes, ihren Namen in Anspielung auf die Pixarproduzentin Darla K. Anderson bekam. Bruce wurde hingegen eventuell in Anlehnung an den gleichnamigen mechanischen Hai benannt, den Steven Spielberg für seinen Kassenschlager Der weiße Hai (1975) verwendete. Im Aquarium des Zahnarztes gibt es in der deutschen Synchronversion die Figur Lee & Luv. Diese Namensgebung geschah wohl in Anspielung auf die beiden Begriffe aus der Seemannssprache, Luv und Lee. Im englischen Original heißt die schizophrene Figur Deb & Flo. Ihre Namen sind zum einen übliche englische Kurzformen von Deborah und unter anderem Florence, spielen aber auch auf die englischen Wörter für Ebbe und Flut, Ebb und Flow, an. Für Nemos Vater Marlin war möglicherweise die Familie der Marline Namensvorbild. Die beiden Schildkröten Crush und Racker heißen im Original Crush und Squirt. Sie wurden offensichtlich nach zwei gleichnamigen Zitronenbrausen-Marken in den USA benannt.
Soundtrack
Für die Filmmusik von Findet Nemo war zunächst Danny Elfman im Gespräch, der jedoch ebenso wie Hans Zimmer absagte. Produzent John Lasseter verpflichtete schließlich Thomas Newman, den Cousin von Randy Newman, der bis dahin die Musik für alle Pixarfilme komponiert hatte. Thomas Newman, der sonst eher für erwachsene Sujets wie in In the Bedroom (2001) oder The Salton Sea (2002) engagiert wurde, steuerte hier erstmals die Musik zu einem Animationsfilm bei. Sein 39 Stücke umfassender Soundtrack ergänzte Robbie Williams mit dem ursprünglich von Bobby Darin gesungenen Song Beyond the Sea, den Williams aus seinem bereits 2001 veröffentlichten Album Swing When You’re Winning auskoppelte.