Der Kinderfilm Bambi ist der fünfte abendfüllende Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios und stammt aus dem Jahr 1942. Er basiert auf dem 1923 erschienenen Buch Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde von Felix Salten.
Handlung
In einem Wald wird ein kleiner Hirsch namens Bambi geboren. Schnell verbreitet sich diese Nachricht im Wald, und alle Tiere versammeln sich, um das Junge zu begrüßen, das zuerst noch etwas ängstlich und unsicher auf den Beinen wirkt. Kurz darauf lernt Bambi bei einer seiner Exkursionen mit seiner Mutter seine beiden neuen Freunde kennen: das freche Kaninchen Klopfer und das schüchterne Stinktier Blume. Zusammen erleben sie zunächst eine glückliche und sorglose Kindheit. Auf einer Wiese lernt er seine Freundin Feline kennen, aber auch die Gefahr durch die Menschen, die immer wie eine dunkle Bedrohung über dem Leben der Tiere hängt. Sommer und Herbst vergehen wie im Fluge, Bambi wächst heran und lernt immer mehr dazu. Im Winter wird seine bisher relativ unbeschwerte Kindheit abrupt beendet: Durch die Kugel eines Jägers verliert er seine Mutter. Sein Vater, der große Fürst des Waldes, nimmt sich des kleinen Halbwaisen an.
Jahre später ist Bambi zu einem stattlichen jungen Hirsch herangewachsen und trifft neben Klopfer und Blume seine Jugendfreundin Feline wieder. Prompt verlieben sich die beiden, und Bambi muss kurz darauf in einem dramatischen Kampf einen anderen Hirsch, der Feline ebenfalls begehrt, in seine Schranken weisen. Bambi hat Feline für sich gewonnen, und sie leben glücklich zusammen.
Eines frühen Morgens erwacht Bambi, geweckt von Lagerfeuerrauch, und geht der Sache nach. Auf einer Klippe, die freie Sicht über das Tal bietet, begegnet er seinem Vater, der ihn warnt, dass die Jäger in großer Zahl wieder im Wald sind und sie sich tief in den Wald zurückziehen müssen. Im Tal steigt die Rauchsäule eines Lagerfeuers auf. Beide wollen schon fliehen, als Bambi einfällt, dass er die noch schlafende Feline warnen muss. Feline ist aber unterdessen aufgewacht und hat sich ihrerseits auf die Suche nach Bambi begeben. Beide verpassen sich knapp, als Bambi seinen nächtlichen Ruheplatz wieder aufsucht. Die ersten Schüsse hallen durch den Wald, und unter den Tieren bricht Panik aus. Unterdessen wird Feline von einem Rudel Jagdhunde entdeckt und gehetzt. In letzter Sekunde kann sie sich auf eine Klippe retten. Inzwischen setzt Funkenflug am unbeaufsichtigten Lagerfeuer der Jäger rasend schnell den gesamten Wald in Brand. Bambi hört die Hilferufe von Feline und eilt zur Rettung. Mutig stürzt er sich auf die Hundemeute und kann sie mit Geweihschlägen und Huftritten für kurze Zeit in Schach halten. Feline gelingt es, sich zu retten. Auch Bambi schafft es knapp, der Hundemeute zu entkommen. Er rettet sich mit einem Sprung über einen großen Abgrund, bevor die verbliebenen Hunde erneut seine Fährte aufnehmen können, wird dabei aber mitten im Sprung angeschossen. Halb bewusstlos schlägt er auf der anderen Seite des Abgrunds auf. Inzwischen hat sich der Waldbrand weiter ausgebreitet, der Himmel ist tiefrot gefärbt. Bambi liegt apathisch und schmerzerfüllt am Boden, als sein Vater erscheint und ihn streng auffordert, aufzustehen und sich zusammenzunehmen. Noch benommen kommt Bambi endlich wieder auf die Beine. Gemeinsam mit seinem Vater flieht er vor dem Feuer durch einen Fluss. Beherzt stürzen sich beide einen Wasserfall herunter, um dem Feuer zu entkommen. Unterdessen haben sich viele Tiere auf eine kleine Inselgruppe retten können. Auch Feline steht am Ufer und hält verzweifelt nach Bambi Ausschau. Aus dem Rauch und Nebel auftauchend, erreichen schließlich auch Bambi und sein Vater schwimmend die Inselgruppe. Feline schmiegt sich liebevoll an Bambi. Beide sind gerettet und wieder vereint.
Ein Jahr später hat der erwachende Frühling einen großen Teil der Waldbrandschäden bereits überwuchert, als eines frühen Morgens eine neue Kunde im Wald für Aufregung sorgt: Feline ist Mutter geworden. Alle Tiere, unter anderem auch Klopfer und Blume, mittlerweile selbst Väter geworden, eilen zu der jungen Mutter. Dort erwartet sie eine weitere, freudige Überraschung: Feline hat Zwillinge zur Welt gebracht. Die Kamera schwenkt von der glücklichen Mutter zu einem hohen Felsenkliff, auf dem Bambi und sein Vater stehen. Bambi und sein Vater wechseln verständnisvolle Blicke, dann zieht sich Bambis Vater zurück. Seine Aufgabe ist erfüllt. Bambi senkt kurz traurig den Kopf über den Weggang seines Vaters, richtet ihn aber gleich wieder auf und thront nun, im Licht des Sonnenaufgangs stehend, stolz und glücklich über seinem Reich. Nun ist er der Fürst des Waldes. Langsam blendet die Kamera aus dieser letzten Filmszene aus.
Charaktere
Bambi (Bambi)
Der junge Hirsch ist der Hauptdarsteller der Geschichte. Er lernt, beginnend mit seiner sorglosen Kindheit, die schönen Seiten des Lebens, aber bald auch dessen mitunter tödliche Gefahren kennen.
Bambis Mutter (Mother)
Sie kümmert sich selbstlos um den kleinen Bambi und lehrt ihn die Geheimnisse des Waldes. Sie opfert später ihr Leben für Bambi, indem sie die Aufmerksamkeit eines Jägers auf sich lenkt und erschossen wird.
Bambis Vater (The Great King of the Forest)
Der große König des Waldes ist der älteste und weiseste Hirsch des Waldes, der Bambi zunächst verschlossen, unnahbar und übermächtig erscheint. Er hält sich aber immer im Hintergrund in Bambis Nähe auf, um ihm notfalls jederzeit helfen zu können, und nimmt sich des kleinen Bambi an, nachdem dessen Mutter getötet wurde.
Klopfer (Thumper)
Das freche, junge Wildkaninchen ist einer von Bambis besten Freunden. Klopfer wird oft von seiner Mutter ermahnt, nicht so frech und vorlaut zu sein, und muss häufig die Lebensweisheiten seines Vaters rezitieren, wie etwa: „If you can’t say something nice … don’t say nothing at all!“ (Wenn man nichts Nettes zu sagen hat … dann soll man gar nichts sagen). Dieser Satz wurde von Peter Behn ungeplant gesprochen, als dieser bei der Vertonung seinen eigentlichen Text vergessen hatte. Die Produzenten waren davon so begeistert, dass für diesen Satz eine Extra-Szene entworfen wurde.
Blume (Flower)
Das kleine, schüchterne Stinktier ist Bambis zweiter Freund. Er kam zu seinem Namen, weil Bambi, als er sprechen lernte, ihn in einem Blumenbeet entdeckte und prompt mit „Blume“ ansprach.
Feline (Faline)
Bambis Freundin. Bambi und Feline lernen sich zunächst als Kinder auf der Wiese kennen. Als beide später erwachsen sind, verlieben sie sich ineinander. Stellt man die Buchstaben des Namens Faline um, so ergibt sich das Wort elafin (griechisch für Reh).
Freund Eule (Friend Owl)
Eine weise alte Eule, die Bambi seit seiner Kindheit kennt. Sie klärt ihn schließlich, als er erwachsen ist, über die Wirkung der Liebe auf.
Ronno (Ronno)
Bambis Nebenbuhler beim Kampf um Feline. Er wird von Bambi in einem dramatischen Hirschkampf besiegt und muss geschlagen das Feld räumen. Er wird namentlich nicht im Film, aber sowohl in Felix Saltens Buch , als auch in Bambi 2 erwähnt.
Tante Ena (Aunt Ena)
Felines Mutter, die namentlich ebenfalls nur in der Buchvorlage erwähnt wird.
Entstehungsgeschichte
Die Rechte an der Verfilmung von Bambi wurden 1933 vom MGM-Regisseur Sidney Franklin erworben, der die Geschichte als Realfilm auf die Leinwand bringen wollte. Er hatte bereits mit der Arbeit am Film begonnen, als er feststellen musste, dass die Technik eines Realfilms nicht adäquat genug ist, um die Romanvorlage umzusetzen. So kam er auf die Idee, das Ganze als Zeichentrickfilm umzusetzen und wandte sich 1935 an Walt Disney. Franklin und Disney schlossen einen Vertrag zur Zusammenarbeit über dreieinhalb Jahre, doch auch als sich die Arbeiten an Bambi schließlich über sieben Jahre hinzogen, hielt die Freundschaft und Zusammenarbeit der beiden Männer über die offizielle Vertragslaufzeit hinaus an. Disney bedankte sich mit dem Satz „To Sidney A. Franklin – our sincere appreciation for the inspiring collaboration.“ im Filmvorspann bei Franklin. Die Vorproduktion zu Bambi begann 1936, und ursprünglich sollte der Film nach Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937) als zweiter abendfüllender Disney-Zeichentrickfilm in die Kinos kommen. Disneys Perfektionsdrang verzögerte aber das Projekt immer mehr, so dass schließlich Pinocchio (1940), Fantasia (1940) und Dumbo (1941) noch vor Bambi veröffentlicht wurden.
Nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten wurden alle zivilen Filmprojekte eingestellt und im Auftrag des Verteidigungsministeriums kurze Propagandafilme hergestellt. Nur an Bambi wurde weiter gearbeitet. Zeitweise arbeiteten drei Viertel des gesamten Disney-Produktionsteams ausschließlich an Bambi. Außerdem wurde bei diesem Film in besonders großem Umfang die von den Disney-Studios entwickelte Multiplan-Kamera für realistische, dreidimensional wirkende Kamerafahrten durch eine Zeichentricklandschaft eingesetzt. Dies ist besonders gut in der Eingangssequenz des Films zu sehen. Die Filmpremiere sollte ursprünglich im Lincoln-Theater in Damariscotta, Maine, Vereinigte Staaten stattfinden. Allerdings wurde befürchtet, dass sich die in Maine lebenden Jäger durch den Film angegriffen fühlen könnten. Die Weltpremiere war stattdessen am 8. August 1942 in London, die US-Premiere folgte am 13. August in der Radio City Music Hall von New York. Der Schweizer Premiere von Bambi 1942 im Zürcher Kino „Rex“ wohnte der Romanautor Felix Salten bei. Die Deutschlandpremiere von Bambi war im Dezember 1950. Wiederaufführungen folgten 1964, 1973, 1983 und 1993.
Filmmusik
Das Komponieren der eigentlichen Filmmusik zu Bambi sollte ursprünglich Frank Churchill übernehmen, fertige Kompositionen lagen bereits vor. Doch Walt Disney lehnte ab und betraute stattdessen Edward H. Plumb mit dieser Aufgabe, während Churchill die Lieder komponieren sollte. Plumb steuerte mit seiner klassisch-orchestralen Musik eines der wichtigsten Stilmittel von Bambi bei. Die Filmmusik erhält bei diesem Film besondere Bedeutung, da Bambi nur rund 1000 Worte Dialog aufweist und die Musik deswegen umso wirkungsvoller sein muss. Sie wird im gesamten Film nur zweimal für circa 18 Sekunden unterbrochen. Plumb fasste die Stimmung des Waldes und die Persönlichkeiten der einzelnen Tiere gekonnt in Noten. Für die Herbstmontage interpretierte er Maurice Ravels Stücke „Daphnis und Cloe“ und „La Valse“ auf seine Art und schrieb sie für Chor und Orchester um. Auch Plumbs versierter Umgang mit dem nur aus drei Noten bestehenden Motiv der Menschen beeindruckt. Der Einsatz dieses Motivs in der Sterbeszene von Bambis Mutter ist derart eindringlich, dass es fortan sofort mit drohendem Unheil in Verbindung gebracht wird. Dieses Motiv inspirierte später den amerikanischen Komponisten John Williams zu seinem berühmten Leitthema zu Der weiße Hai. Die beiden Stücke unterscheiden sich nur darin, dass beim Weißen Hai die mittlere Note fehlt und eine Zweitonfolge als Basis verwendet wird. Auch der Komponist Russell Garcia ließ sich offensichtlich von diesem Motiv inspirieren. Er folgte dem Dreitonfolge-Thema von Bambi mit seinem Stück „Fear“ aus dem Film Die Zeitmaschine von 1960 noch wesentlich genauer. Die Lieder und der Score für Bambi wurden optimal aufeinander abgestimmt, sodass musicaltypische Brüche weitgehend vermieden werden. Es entstanden vier einfühlsame Songs, die im Film durchweg aus dem Off gesungen werden, eine Besonderheit.
Denn in den meisten aller anderen Disney-Zeichentrickfilme werden die Lieder von den Charakteren selbst gesungen. Darüber hinaus ist die Musik im Film geradezu perfekt an den Rhythmus der Bilder angepasst. Das sogenannte Mickey-Mousing wurde durch verschiedene Klangfarben, Tonhöhen und Rhythmen derart einfallsreich eingesetzt, dass neben Orchester und Chor nur sehr wenige Geräuscheffekte benötigt wurden. Ein Beispiel hierfür ist der Song „Little April Shower“, der während der Szene mit dem Frühlingsregen für passende Untermalung sorgt. Das Hauptthema des Films Love Is a Song (That Never Ends) (deutscher Titel: Liebe ist mehr als nur ein Wort – Liebe kennt keine Grenzen) schrieb Churchill gemeinsam mit Larry Morey, der bereits bei Schneewittchen und die sieben Zwerge mitgewirkt hatte. Morey war bei Bambi vor allem für die Texte der Songs zuständig. Aus Zeitgründen mussten gegen Ende der Produktion Kollegen musikalisch aushelfen, sodass auch Charles Walcott, Alexander Steinert, der Dirigent der Aufnahmesitzungen, und Paul J. Smith, der für die Orchestration zuständige Musiker, also Co-Komponisten genannt werden müssten.